Zielgruppen sind nicht in Stein gemeißelt

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Um eine zielgerichtete Produktentwicklung zu betreiben und zielgerichtete Kommunikation mit potentiellen Käufer*innen zu ermöglichen sind Zielgruppen wichtig. Aber wir sollten sie nicht zu starr betrachten.

Zielgruppen sind diejenigen in einer Käufergruppe, für die das Produkt oder der Service eigentlich gedacht und konzipiert wurde. Doch manchmal sind gerade Konsument*innen kreativer, als Unternehmen es sind. Es lohnt also ab und an zu schauen, ob sich neben den Zielgruppen, die man selbst erstellt hat, innerhalb der Käufergruppe nicht weitere lohnenswerte Gruppen identifizierbar werden.

Plötzlich neue Zielgruppe: IKEA hat dieses Phänomen schön öfter erlebt.

Ein Puppenbett ist doch irgendwie eine klare Sache, was die Zielgruppe angeht, oder? Das Produkt ist konzipiert für Kinder, die mit Puppen spielen. Die Zielgruppe für den Kauf sind Eltern, Großeltern oder vielleicht Tanten und Onkel eben jener Kinder. Es bietet sich also die Kommunikation an: „Kauf das, damit das Kind Spaß hat.“ Eine Bildsprache mit glücklichen Kindern, samt Puppen, drängt sich förmlich auf. Allerdings finden auch Katzenliebhaber*innen das Bett ganz toll und kaufen es. Für ihre Katzen. Vermutlich sind die Menschen, die das Bett für spielende Kinder kaufen, andere, als die, die es für ihre Haustiere kaufen. Es tut sich also eine neue Zielgruppe auf.

Auch der Deckelhalter Variera wurde kreativ umfunktioniert. Für schlappe 6 Euro gibt es den Küchenhelfer, der für Ordnung in den Topfdeckeln sorgen soll. Ganz praktisch ist er aber auch, um Spareribs zu grillen. Sparerib-Halter kosten mindestens das doppelte – ohne andere Funktionen zu haben. Auch hier tut sich durch die Zweckentfremdung eine neue Zielgruppe auf.

Beide Fälle zeigen schön, dass man ab und zu die Scheuklappen ablegen sollte und sich fragen: „Wer kauft meine Produkte eigentlich wirklich?“

Neue Zielgruppen = neue Potentiale

In beiden Fällen haben andere Unternehmen genutzt, dass die neuen Zielgruppen gar nicht bespielt wurden. Für die Puppenbetten gibt es beispielsweise bei Etsy jede Menge Zubehör. Auch für Katzen, versteht sich. Und findige Amazonhändler*innen verkaufen den Topfständer zusammen mit einer passenden Ofenform im Bundle.

Dort, wo Produkte anders genutzt werden, als der Hersteller oder das Handelsunternehmen es dachten, entstehen aber neue Potentiale, die geprüft werden sollten. Lassen sich, vielleicht durch zusätzliche Angebote oder auch Produktanpassungen vielleicht diese neuen Zielgruppen sinnvoll in die eigene Strategie einbauen?

Augen auf. Auch bei allzu offensichtlichen Produkt-Zielgruppen-Zuordnungen!

Nadine Huss

Nadine ist die Autorin des Buchs "E-Commerce-Manager*in", Dozentin und Beraterin.

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